Folgendes gehört nicht unbedingt zum Buch, aber zu einer der Geschichten, die wir im Buch erzählen. Diese spezielle Geschichte wollen wir hier zu einem Abschluss bringen, mit dem hoffentlich alle Beteiligten von damals zufrieden sein können und der einigen Leuten ganz konkret hilft. An sich redet man über solche Aktionen wenig bis nicht, aber es gab zum einen früher schon Vorwürfe und aktuell ebenso wieder, weshalb wir unseren konkreten Schlussstrich unter das Projekt gulli:board hier veröffentlichen.
Als 2006 das gulli:board servertechnisch an seine Lastgrenzen stieß, fehlte es zum einen an Geld und zum anderen an Einkünften – nach Jahren der Quersubventionierung war das g:b zwar in den schwarzen Zahlen angekommen, um geschätzte 14.000 Euro für notwendige Servererweiterungen zusammenzubekommen, hätte das dünne Plus aber lange tröpfeln müssen. An einen Verkauf des Projekts dachte damals noch niemand – die damals insgesamt 16.478 gespendeten Euro sind jedoch schon seit einiger Zeit anderen Verwendungszwecken zugeführt worden.
2008 wechselte gulli.com den Besitzer – und damit auch das Board und die komplette damals verwendete Hardware. Was bedeutet, dass die aus den Spendengeldern angeschafften Server fürs Board nach wie vor ihren Dienst fürs Board verrichten. Insofern hätten sich die ehemaligen Eigner bei der Fliks GmbH auch entspannt zurücklehnen können – schließlich war das gespendete Geld nach wie vor für den geplanten Einsatz in Verwendung. Dennoch war die Situation etwas unbefriedigend und der Plan schnell gefasst, die Spendensumme plus einen Betrag X Zwecken zuzuführen, mit denen sowohl die Spender wie auch fliks einverstanden sein konnten.
Vorweg: insgesamt 10 Einzelspenden in jeweils vierstelliger Höhe gingen an 10 Einzelorganisationen, die aus unterschiedlichen Motiven ausgewählt wurden. Nicht nur, aber auch netzbezogene Organisationen sollten unterstützt werden, nicht nur, aber auch Gruppen, die sich für Ziele einsetzen, die auch gulli.com unterstützt, nicht nur, aber auch Gruppen, zu denen zu guter Letzt die fliks konkreten Bezug hatte.
Die heftigsten Debatten entspannen sich jedoch um die konkret symbolträchtigen Beträge. Hier konnte sich gulli mit seiner Vorliebe für Schnapszahlen durchsetzen und einen Gesamtbetrag von 23.333,33 Euro festlegen. Weitere 23- und 42-Bezüge fielen leider weitgehend unter den Tisch, bzw. wurden bei den Cent-Stellen der Spenden an entsprechend nerdaffine Empfänger gewürdigt.
Baphumelele liegt in der Khayelitsha Township bei Kapstadt in Südafrika und damit in dem Land in dem wir mit unserem weather.co.za noch große Pläne haben. Eine Spende ging an ein ganz konkretes Entwicklungsprojekt für Kinder und Jugendliche in einer von HIV, Armut und Kriminalität geprägten Umwelt. Um die 400 Kinder, Aidswaisen und Jugendliche finden in Baphumelele nicht nur Unterkunft und Nahrung, sondern auch Ausbildung und Arbeit – Zukunft, in einem Wort.
Bochum war und ist die Heimat von Fliks. Vom CCC haben wir gelernt, dass man mit einem Computer Kunst und Schönheit schaffen kann, ohne Rechner geht es aber auch. Kunst und Schönheit gibt es – entgegen anders lautender Gerüchte – auch in Bochum. Mit der Einschränkung, dass die Bochumer Symphoniker kein Konzerthaus haben, nun aber – in einer bemerkenswerten gemeinsamen Leistung vieler Freunde und Förderer – eines bekommen. Unter den Freunden und Förderer sind auch wir.
Eng verbunden mit dem Chaos Computer Club ist die Wau Holland Stiftung. Wau selber verdankt die Hackerbewegung in Deutschland einen kaum zu überschätzenden Teil ihres Erfolges. Dass Hacker heute in Deutschland in Expertengremien sitzen, Öffentlichkeit und eine Stimme haben, verdanken wir unter anderem dem 2001 verstorbenen Wau Holland, dessen Werk die nach ihm benannte Stiftung archiviert, erschließt und fortführt. Unter anderem arbeitet die Wau Holland Stiftung an einem Archiv für Neue Technikgeschichte, dem “Hackerarchiv”. Wir hoffen, einen Beitrag dazu zu leisten.
Die Freiheit der Rede, der Meinungsäußerung und der Berichterstattung liegen uns am Herzen, und auf gulli.com haben wir versucht, diese Werte auch in der Tat umzusetzen oder ihre Umsetzung zu ermöglichen. Gelegentlich war das risikoreich, unter weitaus größeren Gefahren setzen sich anderswo jedoch Menschen für diese Rechte ein. Reporter ohne Grenzen erhielten daher eine Spende, ebenso amnesty international.
Für Grund- und Bürgerrechte setzen sich auch andere Berufsgruppen ein – ebenfalls teilweise unter Bedingungen, von denen wir in Deutschland, Österreich oder der Schweiz (noch) weit entfernt sind. Ärzte ohne Grenzen ist daher von uns unterstützt worden, ebenso das Forum Informatikerinnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. Und weil auch in Deutschland der Grundrechteabbau massiv voranschreitet, wurde mit dem FoeBuD auch eine Institution unterstützt, der nicht nur die Big Brother Awards in Deutschland ausrichtet, sondern auch in allen anderen Bereichen, in denen Grund- und Bürgerrechte mittels Technik, Recht und neuen Medien abgebaut und ausgehöhlt werden, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit leistet und Handwerkszeug für den ganz privaten Widerstand gegen Stasi 2.0 bietet.
Zu guter Letzt glauben wir an freies Wissen und freie Software. Und an groben Konsens und funktionierenden Code, aber an die beiden letzteren kann man schlecht spenden, weswegen die letzten beiden Geldspenden an die Wikimedia e.V. Deutschland gingen sowie an die Free Software Foundation Europe.
Um für Transparenz zu sorgen: noch nicht alle Spendenbescheinigungen sind bei uns eingegangen, je nach Organisation werden diese zeitnah oder nur zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr verschickt. Die vorhandenen Bescheinigungen bzw. Dankesschreiben dokumentieren wir an dieser Stelle. Bislang eingegangen sind:
Ärzte ohne Grenzen – Spendenbescheinigung (1.111,11 €)
amnesty international – Spendenbescheinigung (1.111,11 €)
Baphumelele – Sonnenkinder e.V. (5.555,55 €)
Bochumer Symphoniker – Spendenbescheinigung (4.444,44 €)
Forum Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung – Spendenbescheinigung (1.111,11 €)
FoeBuD – Dankesschreiben (2.222,23 €)
Reporter ohne Grenzen – Spendenbescheinigung (2.222,22 €)
Es folgen noch die Bestätigungen der Free Software Foundation Europe über 2.222,22 €, der Wau Holland Stiftung über 2.222,23 € und der Wikimedia Foundation über 1.111,11 Euro.
Klar war und ist, dass wohl jeder die Gelder anders und mit Sicherheit dem eigenen Empfinden nach besser verteilt hätte. Da aber die von den Spenden angeschafften Server nach wie vor im Einsatz sind und sich weiter jeder Spender die Lieblingsorganisation unter den bedachten Empfängern aussuchen kann, die seinen ganz spezifischen Beitrag bekommen hat, sollte die allgemeine Zufriedenheit gesichert sein.
An dieser Stelle zu guter Letzt nochmals ein herzliches Dankeschön an die Spender, die diese Unterstützungen mit ermöglicht haben. Und ein ebenso herzlicher Dank an die bedachten Organisationen: jede einzelne von ihnen trägt dazu bei, dass die Welt zu einem etwas besseren Ort wird.